
Bildungsvielfalt
Für Vielfalt in der Bildung für alle Kinder
Lernen ist ein natürliches Bedürfnis jedes Kindes
Die Forschung unterstützt in vielerlei Hinsicht die Idee, dass die Individualität der Kinder durch mehr Vielfalt in der Bildung gestärkt wird. Studienergebnisse zeigen eindeutig, dass ein Kind nur gedeihen und lernen kann, wenn es sich wohl fühlt, nicht unter Druck steht und, vor allem, keine Angst hat. Das vom bekannten Kinderarzt und Kindheitsforscher Remo Largo entwickelte Fit-Prinzip unterstreicht, dass Kinder enorm grosse inter- und intraindividuelle Unterschiede in ihrer Entwicklung* aufweisen, und es für die Gesundheit des Kindes wichtig ist, sich in einer Umgebung aufhalten zu können, welche seinem Entwicklungsstand, seinen Begabungen und seiner Wesensart entspricht. Die staatliche Schule kann diesen Bedürfnissen aus systematischen und gut nachvollziehbaren Gründen oft nicht gerecht werden. Mehr Vielfalt und Wahlfreiheit während der obligatorischen Schulzeit wäre für viele Kinder, die im staatlichen Schulsystem nicht oder nur schlecht zurechtkommen, einen Segen. (Zusammenfassung der Vorteile freier Bildungswahl)
* Interindividuelle Unterschiede: Unterschiede in der Entwicklung zwischen den Kindern; intraindividuelle Unterschiede: Unterschiede in der Entwicklung im Kind selber, z.B. weit entwickelt in den mathematischen Fähigkeiten, wenig weit entwickelt in den motorischen Fähigkeiten.
Schule unter Druck
Die Entwicklung an vielen staatlichen Schulen geht seit vielen Jahren in eine Richtung, die immer mehr Probleme mit sich bringt: Unterschiedliche Herkunft, Vielsprachigkeit, Integration von Kindern mit speziellen Bedürfnissen, grosse Klassen und Schulhäuser und der immer grösser werdende Leistungsdruck. Dazu kommt die Vorgabe, bestimmte Lernziele innerhalb einer festgelegten Zeit zu erreichen, was nicht nur Kinder, sondern auch immer mehr Lehrerinnen und Lehrer an die Grenzen ihrer Kräfte bringt. Burnout ist nur eine der Folgen, tragischerweise auch schon bei Kindern. Abgesehen davon, dass für jede einzelne Person eine psychische Erkrankung dramatische Folgen hat, sind auch die Kosten, welche diese der öffentlichen Hand verursacht, kaum zu beziffern.
Kinder in Not wegen des Schulsystems
Es gibt viele Kinder und Lehrpersonen, die im staatlichen Schulsystem trotz allem sehr gut zurechtkommen. Es gibt aber auch Kinder und ebenso Lehrpersonen, die darin regelrecht krank werden und die Lebensfreude verlieren. Lehrpersonen können ihre Stelle wechseln oder einen anderen Beruf wählen. Kinder nicht! Sie müssen unter Umständen in einer sehr schwierigen und belastenden Situation ausharren (was wir erwachsenen Menschen niemals zumuten würden). Situationen, in denen sie zum Beispiel Mobbing ausgesetzt sind und trotz grosser psychischer und physischer Not gezwungen sind, tagtäglich zur Schule zu gehen. Auch Über- und sogar Unterforderung kann grosses seelisches Leid verursachen.
Wechsel an eine alternative Schule
Wenn Kinder mit derartigen Problemen in eine Schule mit einem alternativen pädagogischen Konzept gehen können, die besser zu ihrem Naturell passt oder sich ihren Bedürfnissen besser annehmen kann, werden sie wieder gesund, können gut lernen und erfreuen sich an ihrem Dasein. Sie brauchen dann meistens weder eine Therapie, noch eine sonderpädagogische Unterstützung oder Medikamente und haben später eindeutig bessere Chancen, als gesunde Menschen einen wertvollen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammensein beizusteuern. Sich als wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu fühlen, ist ein zentraler Bestandteil psychischer Gesundheit.
Chancenungleichheit
Leider werden Schulen, die relativ autonom funktionieren und daher ein eigenes pädagogisches Modell entwickeln können, vom Staat zwar anerkannt, aber finanziell nicht unterstützt. Das ist für die Eltern betroffener Kinder ein grosses Problem, wenn sie nicht über das dafür nötige Budget verfügen. Sie haben ein Kind, welches in der staatlichen Schule krank wird. Die Lösung wäre eine andere Schule. Diese können sie aber nicht finanzieren. Was tun? Die Verzweiflung bei Betroffenen ist manchmal sehr gross, und eine Lösung ausser Reichweite. Den Eltern sind die Hände gebunden, sie sind aus gesetzlichen Gründen nicht in der Lage, sich für das Wohl und die Gesundheit ihrer Kinder einzusetzen. Eine furchtbare Zwangslage!
Suche nach Hilfe
Wir sind der festen Überzeugung, dass wir in einem Land Leben, indem solche Schicksale verhindert werden könnten. Und das mit relativ wenig bürokratischem und finanziellem Aufwand (im Vergleich zu den Kosten, die Schulabbruch, Analphabetismus, jahrelange Therapien, sonderpädagogische Massnahmen und Folgeschäden verursachen). Wir wissen, dass die freie Bildungswahl in der Schweiz noch nicht greifbar ist, weil das politische und gesellschaftliche Bewusstsein nicht bereit dafür ist. Trotzdem bzw. gerade deshalb setzen wir uns dafür ein, dass es eines Tages unentgeltliche Lösungen für Kinder geben wird, denen es in der staatlichen Schule nicht gut geht.
Wir möchten, dass den unterschiedlichen, individuellen Bedürfnissen der Kinder mit einer vielfältigen Bildungslandschaft Rechnung getragen wird, unabhängig davon, ob diese Kinder aus finanziell besser oder schlechter gestellten Familien stammen. Wie man dieses Ziel erreichen kann und will, bleibt Gegenstand unserer Arbeit, indem wir uns für eine Veränderung des Verständnisses der freien Bildungswahl in der Gesellschaft einsetzen, was eine unabdingbare Arbeit ist, um Veränderung auf politischer Ebene erreichen zu können. Der Gefahr von verstärkter sozialer Entmischung - wie sie oft als Gegenargument zur freien Bildungswahl vorgebracht wird - kann durch geeignete staatliche Rahmenbedingungen entgegengewirkt werden. Dazu gehört eine gute Information aller Eltern über die Wahlmöglichkeiten. Staatlich anerkannte reformpädagogische, alternative und private Schulen** müssen staatlich (mit)finanziert werden, wenn sie, wie die staatlichen Schulen, unentgeltlich für alle Kinder zugänglich sein sollen. Ausserdem müssen staatliche Schulen mehr Autonomie und Entscheidungsfreiheit bekommen, damit auch sie vielfältiger gestaltet und geführt werden können. Dies gäbe Raum für die individuellen Bedürfnisse und Entwicklung der Kinder sowie auch der Lehrerinnen und Lehrer.
** Unterschied zwischen alternativen, reformpädagogischen Schulen und Privatschulen wird unter Bildungsmodelle erklärt.